3. Schmuckimport nach Russland.
Als wir angefangen haben, mit Gokhran und Leningrader Mint zu arbeiten, und der Edelmetall-Tendenz gefolgt haben, haben wir aufs Problem der unglaublich hohen Verbrauchsteuern für Edelmetallwaren (welche dazu noch umsatzsteuerpflichtig waren) gestoßen.
Natürlich, suchten wir nach Möglichkeiten, diese Steuerbelastung zu minimieren. So lernten wir verschiedene Varianten kennen. Es gibt einen alten jüdischen Witz:
“Abram, wieso hast du deinen Bart wegrasiert? Ich fragte bei unserem Rabbi nach, er sagt es sei für uns verboten, unsere Bärte zu rasieren!” “Hmm ... Ich fragte das beim Rabbi nicht.”
Das ist genau die Weise, auf welche ich in meisten Situationen handelte. Anfang 1990, als alles in die Binsen ging, funktionierte dies ziemlich gut. Einmal fragte ich meinen schweizerischen Freund Marc Krähenbühl: "Marc, könntest du mir bitte 10 kg von Silber nach Moskau schicken?"
Ich beauftragte meinen Angestellten Vitaliy Shumilin, die Silberbarren am Sheremetyevo Internationalen Flughafen abzuholen. Vitaliy war ein ganz kluger Junge. Er ging dorthin mit einer Angestellten von mir – Nataliya. Übrigens, Nataliya wurde später zu Vitaliys Schwiegermutter (das Leben kann so unvorhersehbar sein, und unsere Bestimmungen sind manchmal zusammenhängend).
Zu meiner eigenen Überraschung, dauerte es nicht lange, bis die Barren in unserem Office waren. Die sagten: "Die Zollinspektoren versuchten ihr Bestes, irgendwelche Verhinderung zu finden, dies hat denen aber nicht gelungen. Die waren selber schockiert." Ja, wir haben es geschafft (Ohne Rabbi gefragt zu haben). Als Ergebnis hat dies uns auf die Idee gebracht, nächstes Mal die Goldbarren anstatt der silbernen durch den Zoll zu bringen.
Im Prozess haben wir erfahren, dass der wichtigste Schmuckproduzent in Europa Italien war. Die hatten keine 583 Feingehalt für Gold (diese Probe ist später zu 585 geworden), ihr Gold war “gelb”, während unser Gold “rot” war, da es mehr Kupfer in sich hatte. Jedes Schmuckstück aus Edelmetall sollte vom Edelmetallkontrollamt gekennzeichnet werden. Das wichtigste was uns klar war ist, dass wir keine Chance hatten, es nächstes Mal ohne Genehmigung des Ministeriums für Außenwirtschaftsbeziehungen der UdSSR durch den Zoll zu schaffen. Jedoch hatten die noch keine Ahnung von solcher Lizenzierung. Wir waren hier die Vorreiter (ich mag es, Vorreiter zu sein).
Die Korruption war in der Anfangsphase noch, kurz vor dem Blühen sozusagen. Deswegen brauchte man damals dafür nicht so viel Geld zu haben. Also, die schwierigste Aufgabe war die Lizenz vom Ministerium und Kennzeichen vom Kontrollamt zu kriegen (wenigstens am Anfang).
Und das war nur Anfang fürs Banditentum. Trotzdem, meine Freunde warnten mich schon dann: "Sanya, worin mischst du dich ein? Gold. Hunderte Kilos. Du wirst sicherlich schnell umgebracht."
Na, ja. Eine Weile später habe ich bemerkt, dass Gold verführt jeden Menschen. Man sagte mir mehrmals, dass ich verrückt bin. Na, ich werde dies nicht bestreiten. Es gibt für mich und meinen Geist vor allem keinen Unterschied zwischen einem Kasten mit Gold und einem Kasten mit Pflastersteinen. Beides ist für mich nur Material zum Arbeiten, während andere Menschen leicht mit dem Stoff besessen werden.
Der Tag, an dem die Waren ankommen sollten, kam näher, und ich musste es mir überlegen, wie wir die Fracht vom Sheremetyevo Flughafen zum Office für Metallproben (in der Nähe vom Stadtviertel Patriarschije Prudy) gesichert transportieren. Dabei bin ich fast ins Banditen-Versteck gefangen. Ich meine, ich bin an die Edelmetallfabrik gekommen, um den Sicherheitschef zu treffen. Er brachte seine Begleitung mit. Kurz gesagt: ich stellte fest, dass die für fast 100 % vorhatten, die Fracht auf dem Weg von Sheremetyevo nach Edelmetallkontrollamt zu “verlieren”. Die Jungs waren wirklich hartnäckig. Und übrigens wussten die bereits die Nummer des Fluges. Na, eigentlich das war ich, wer blöderweise denen die Nummer mitteilte.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich um diese Situation herumkomme. Ehrlich gesagt, ich war total verwirrt. Und überdies – mir wurde wirklich angst. Ich bat Yevgeniy Milovanov (I habe von ihm bereits im vorigen Abschnitt erzählt) um Hilfe. So sind Yevgeniy und ich zu Banditen noch einmal gekommen, um „Einzelheiten zu besprechen“. Ja, ich wurde wirklich beeindruckt damit, wie professionell sich Yevgeniy verhält. Da standen wir zu zweit und ca. 5 von denen. Die alle spielten Hardball. Knallhart und selbstbewusst. Alte Hasen. Yevgeniy sprach die an. Wie er das machte, war wirklich geschickt. Er erhob seine Stimme nicht und äußerte keine Drohungen. Er redete ganz ausgeglichen und überzeugend. Ich kann das nicht ausführlicher beschreiben, ich werde für Sie nur das Fazit erläutern. Die verabschiedeten sich von uns mit Hochachtung. Die sahen wirklich getrieben aus ( nähmlich – nur vor Yevgeniy). Als wir weg waren, sagte er zu mir lächelnd: "Na, Sasha, immer mehr, immer fröhlicher. Nicht wahr?" Ich war ihm äußerst dankbar. Später machte mich Yevgeniy mit einem Polizeichef bekannt. Folglich sind wir zum Swissair Flugzeug gefahren (genau zum Flugzeug) auf GAZ-66 zusammen mit einer Gruppe von Obersten und Oberstleutnanten (wenigstens), bewaffnet mit Maschinenpistolen. Sobald die Frachtabfertiger erfuhren, dass es sich um 6 Kisten von Schmuck (300 kg) handelte, verhielten die sich sehr überredend: "Wohin dürfen wir es für Sie holen? Wir werden alles vereinbaren!" Ihre Augen glänzten stark dabei. "Nein, danke! Unser Auto kommt hier." Auf jeden Fall, die Frachtabfertiger waren sehr beharrlich. Die ließen uns in Ruhe erst als sie die bewaffneten Leute sahen.
Der Rest der Geschichte ist langweilig und genug alltäglich. Das Edelmetallkontrollamt musste Sonderschicht einlegen, um den ersten Stapel vom „Russischen“ Schmuck aus Italien zu prüfen. Ich verkaufte alles an Schmuck Großhandel. Nie wieder beschäftigte ich mich mit dem Schmuckimport. Danach realisierten wir Herstellung vom Schmuck aus dem “russischen Gold” in Italien und die Wiedereinfuhr davon nach Russland. Das ist aber schon eine andere Geschichte.